Arbeit von Anja Schenk: Wie ich zum WTU Wing Tsun kam und was sich seitdem verändert hat

 

Ich würde mein Zusammentreffen mit dem Wing Tsun tatsächlich als glückliche Fügung des Schicksals betrachten. Tatsächlich hatte ich nie in meinem Leben einen Berührungspunkt mit Selbstverteidigung oder Kampfkünsten. Bis dato war meine Überlebensstrategie: Unsichtbar sein und noch unsichtbarer werden. Niemals auffallen und nicht gesehen werden - ein Modell, das Traurigkeit und Einsamkeit mit sich bringt.

 

Für Vicky wollte ich definitiv etwas anderes, sie sollte stark sein und unabhängig durch die Welt gehen. Gott sei Dank kannte ich Si-Fu (Rosa) seit einiger Zeit und habe sie während eines Fotoshootings angesprochen, ob sie etwas Ähnliches auch für Kinder anbieten würde. Gesagt, getan. Vicky war mit viel Spaß dabei und nach einiger Zeit stellte ich mir selbst die Frage, warum ich nicht auch den Weg gehe. Bei Vicky konnte ich schon nach kurzer Zeit sehen, wie sie selbstbewusster durch die Welt ging, sich durchsetzte und sich für andere einsetzte. Eine wunderbare Entwicklung und ich wollte auch das andere davon profitierten und so erzähle ich jedem Kind und jedem Erwachsenen von euch.

 

Ich selbst habe über ein Jahr gebraucht um meine Ängste zu überwinden und zum ersten Probetraining zu gehen. Ich habe mir den Anfang etwas erleichtert und eine Freundin mitgenommen, die leider bald wieder aufhörte. An diesem Punkt war es für mich wirklich schwierig weiterzumachen. "Allein" zum Training zu gehen, ein Kurs, in dem viele Männer mit schwarzen T-Shirts waren (also definitiv Profis), ich hatte Angst Fehler zu machen, nicht mithalten zu können, Panikattacken zu bekommen und während des Trainings negativ aufzufallen. Aber ich habe weitergemacht und als ich spätestens nach dem ersten Seminar mit Stolz eine "1" auf mein T-Shirt nähen konnte, spürte ich, dass ich stärker geworden bin. Selbstvertrauen und Adrenalin traten an die Stelle von Unsicherheit und Angst, so dass ich nicht mehr das starke Bedürfnis hatte, mich zu verstecken und unsichtbar zu werden.

Ich merkte, dass ich mich nicht von jemanden anhängig machen musste, um etwas zu erreichen, dass ich selbst als Person ausreichte um weiterzukommen.

Die Coronazeit stellte uns dann alle vor neue Herausforderungen, die mittels Online-Unterricht und Online-Seminaren bestens gemeistert werden konnten.

Mit Vicky konnte ich gemeinsam den WTU Online Kurs "Starke Kinder Mindset" ausprobieren und nicht nur sie konnte daraus ein paar wichtige Aspekte gewinnen, so wie sich seiner positiven Eigenschaften bewusst zu werden und seine Stärken zu kennen. Auch ich habe daraus die Kraft der Kontinuität für mich wiederentdeckt.

 

Dennoch konnte ich es nicht abwarten wieder live zu trainieren mit den anderen Schülern. Denn der Zusammenhalt in der Gruppe war für mich eine neue Erfahrung. Es gab keinen Wettstreit, kein Ausspielen, kein Mobbing, sondern Verständnis, Zusammenhalt und Spaß. Ihr als unsere Lehrer Si-Fu und Si-Gung seid immer mit viel Geduld, Verständnis und Menschlichkeit dabei uns zu einer besseren Option unserer Selbst zu machen.

 

Während einiger schwierigen Wochen war der Wing Tsun Unterricht für mich immer die Zeit, in der ich mich erden konnte, meine Gedanken konnten aufhören zu rasen und nach der Trainingseinheit fühlte ich mich immer wie neu geboren. Ein Gefühl, dass ich heute nach jedem Training immer noch in mir trage.

Inzwischen ist Wing Tsun für mich mehr als eine Kampfkunstart geworden. Nicht nur, dass ich seit ein paar Wochen als Assistentin Si-Fu (Rosa) in zwei Kindergruppen begleiten darf. Ein Umstand, den ich mir selbst zuvor niemals zugetraut habe, aber ihr hingegen schon. An dieser Stelle nochmal vielen Dank, dass ihr so geduldig mit mir wart und seid.

 

Mir bringen die Kinderkurse sehr viel Spaß und sie haben mir nochmal mehr Selbstvertrauen gegeben und mich selbst überrascht, was ich doch alles kann.

 

Doch ich habe mit der Zeit nicht nur an Selbstbewusstsein gewonnen, sondern auch meinen Weg zu mir selbst mehr gefunden. Ich lasse mich nicht mehr so leicht von meinem Weg abbringen, ich mache nichts mehr (ich versuche es), was ich nicht möchte, nur um anderen zu gefallen, ich bin nicht mehr leise und unsichtbar, sondern trete ab und zu auch mal in den Vordergrund und stehe für mich ein. Ich finde immer öfter zu meiner eigenen Mitte und trage mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit mit mir und in mir.

 

Und trotz der vielen positiven Veränderungen und der Tatsache, dass ich nun schon fast vier Jahre bei euch bin, habe ich das Gefühl, dass ich gerade erst richtig angefangen habe. Ich bin endlich angekommen und habe noch so viel vor und so viel, was ich im Bereich Wing Tsun erreichen möchte. Ich möchte mich auf allen Feldern verbessern, an allen Seminaren teilnehmen, die mir möglich sind, offline und online, ich möchte meine römische I erhalten und noch viel weiterkommen. Genau wie Vicky, die ebenfalls sehr stolz ist in Kürze mit Si-Je angesprochen zu werden.

 

Wie ihr seht, die Reise geht erst richtig los und ich bin höchstmotiviert und neugierig darauf, was sich in den nächsten Wochen und Jahren noch ergeben wird und ich bin mir sicher, es wird eine Bereicherung werden und auf keinen Fall langweilig.

 

Denn wie ihr immer so schön schreibt/sagt:

 

"Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt."

 

Salve, Eure Anja