Verglichen mit einem Schwert oder sonstigen Klingenwaffe erscheint der Staff auf den ersten Blick harmlos. Und doch spielte er in der europäischen Vergangenheit als Stab oder Kampfstab als Grundlage aller Stangenwaffen eine erhebliche Rolle in Auseinandersetzungen. Seine nicht standardisierte Länge war meist um die 1,8m.
Ursprünglich als Waffe aus Werkzeugen und Wanderstäben vom einfachen Volk improvisiert, fand er auch Einsatz als Basiswaffe von Fußsoldaten und Milizen. Daraus entwickelten sich diverse Stangenwaffen, wie die Hellebarde oder der Speer, welche dann zunehmend in militärischen Infanterieeinheiten zur Anwendung kamen.
Mit ihrer großen Reichweite ermöglichten sie es, Angreifer auf Distanz zu halten und sich auch gegen berittene Einheiten zur Wehr zu setzen. Er wurde taktisch meist in größeren Kampfeinheiten und in der Verteidigung gegen mehrere Gegner eingesetzt.
Durch seine einfache Herstellung, auch als Stangenwaffe, war er die ideale Waffe für die breite Masse. Der Kampfstab selbst wurde als Trainingswaffe und als einfache Waffe der Bevölkerung eingesetzt, während sich in militärischen Einheiten die Stangenwaffen durchgesetzt haben.
Dennoch findet er in der historischen Betrachtung vergleichsweise wenig Beachtung.
Der asiatische Bo, der einer Länge von ca. 1,82 m (Sechs-Fuß-Stab), dem europäischen Kampfstab zu gleichen scheint, entstand durch Waffenverbote durch die Besatzer Okinawas. Da die Bevölkerung auf Reisen häufig überfallen wurde, bestand der Bedarf an einer unauffälligen und dennoch wirkungsvollen Waffe. So wurde der Bo oft als Wanderstab getarnt, mitgeführt.
Aus dem Bo entwickelten sich weitere Stabwaffen, wie z.B. der Hanbo.
Der Bo fand seinen Weg in unterschiedliche asiatische Kampfkünste und wurde so technisch raffinierter eingesetzt, als es in Europa der Fall war. Auch symbolisch hat der Bo eine größere Bedeutung und steht für die Fähigkeit sich mit Alltagsgegenständen zu verteidigen.
Ihm bleibt damit bis heute eine bedeutende Rolle in den traditionellen Kampfkünsten erhalten.
Im WTU Wing Tsun ist der Staff das dritte Guild Movement nach Blade und Two Axes & Two Hammers. Es ist die erste Waffe, die zweihändig geführt wird und deutlich länger als die Blade ist.
Dies stellt zunächst neue Herausforderungen dar, da sich der Staff damit sperrig und unflexibel anfühlt. Seine größeres Gewicht lässt ihn im Vergleich zur Blade träge erscheinen. Im Gegensatz zu Two Axes & Two Hammers wirkt er unflexibel, da er nur eine Aufgabe zur Zeit übernehmen zu können scheint.
Um den Staff zum Leben zu erwecken, müssen zwei Fähigkeiten erarbeitet werden.
Die erste Fähigkeit ist das freie Wandern lassen des Staffs. Die Waffe wird nicht mit festem Griff starr gehalten, sondern wandert in den Händen vor und zurück, so wie es die Situation erfordert. Damit lässt sich der Staff in seiner eingesetzten Länge dynamisch führen und für kurze aber auch sehr lange Distanzen einsetzen. Gegen einen ungeübten Gegner kann sich allein diese Fähigkeit als Überraschungsmoment bereits als der entscheidende Faktor herausstellen.
Der zweite Faktor ist, wie bei den vorherigen Movements auch, die Integration der Waffe in die eigene Motorik. Körper und Waffe werden als Einheit geführt. Nicht der Körper bewegt die Waffe, sondern der Körper bewegt sich mit der Waffe. So verlagert sich der Schwerpunkt der Waffe alleine hin zum gemeinsamen Schwerpunkt aus Waffe und Körper. Wird dann die Motorik um diesen Schwerpunkt
ausgerichtet und idealerweise noch mit der ersten Fähigkeit des freien Wandern Lassens kombiniert, verliert der Staff seine gefühlte Trägheit und kann überraschend schnell in die notwendigen Manöver geführt werden.
Mit diesen zwei Grundlagen lassen sich die Vorteile des Staffs ausnutzen. Seine große Länge kann Gegner auf Distanz halten oder bereits in Distanz ausschalten. Gleichzeitig kann der Staff durch Verkürzung der Länge und enges Führen am Körper auch in verhältnismäßig kurzen Distanzen eingesetzt werden.
Die große Länge geht auch mit entsprechenden Hebelkräften einher. Ein lang geführter Schlag erreicht große Wucht.
Die zwei gleichberechtigten Enden des Staffs erlauben schnelle Änderungen der aktiven Position des Staffs. Ein Angriff kann mit dem einen Ende des Staffs entgegengenommen werden und nahezu zeitgleich kann das andere Ende zum Angriff genutzt werden.
Auch kann die aufgenommene Energie vom einen Ende auf das andere Ende übertragen werden und so die Kraft des Gegners auf ihn zurückgelenkt werden.
Kombiniert mit der Verlängerung des angreifenden Endes können so sehr starke Kräfte umgesetzt werden.
Zu guter Letzt kann der Staff nicht nur schlagend und hebelnd eingesetzt werden, sondern auch zum Stich verwendet werden.
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Staffs, seine einfache Verfügbarkeit und seine Unscheinbarkeit machen ihn damit zu einer Universalwaffe.