52 Jahre Kampfkunst

Von Zeit zu Zeit taucht eine Wegmarke im Fluss des Lebens auf. Diese fordert uns auf zurückzublicken. Diese Tage sind für mich persönlich so eine Wegmarke. 

 

52 Jahre Kampfkunst in meinem Leben. Ein roter Faden durchzieht meinen Lebensteppich und es ist die Kampfkunst. Wie ein Zitat der TRADTITON es so schön sagt: „Alles beginnt mit einem 1. Schritt.“ 

 

Dieser Schritt ist für mich nun 52 Jahre her. Was habe ich alles erlebt, welche Erkenntnisprozesse wurden mir zu teil? Ich kann mich beim Leben, der Absicht dieses Lebens, immer nur wieder bedanken, dafür, dass es mir möglich ist, meinen Weg zu gehen. Die Einsichten, die mir gewährt wurden, in mich und in meine Mitmenschen, in Form und Inhalt, in das Wesen der Aufmerksamkeit und die Fallstricke der Konditionierung, um nichts möchte ich sie missen. 

 

Alle Schwierigkeiten waren im Nachhinein immer nur das Material, an dem ich die Kraft fand, meinen Weg weiterzugehen. 

 

Die Zahl 52 hat aber auch an sich eine große Bedeutung. Nicht umsonst hat das Jahr 52 Wochen. Die Zahl 52 läutet den Zeitpunkt ein, sich von eigenen Unsicherheiten und selbst ernannten Begrenzungen zu befreien und zu sich selbst und seiner eigenen Wahrheit zu stehen. Sie ist eine Botschaft, dass die anstehenden Veränderungen positive Verbesserungen und Möglichkeiten mit sich bringen werden, die dem Leben auf allen Ebenen zugutekommen werden. Es ist eine Ermahnung an den Glauben und das Vertrauen in sich selbst, in die Entscheidungen und an das innere Wesen, im Einklang mit dem Strom der Veränderungen des Lebens. Mit jedem Jahr wurde mir das, was im japanischen als DO und im chinesischen als Tao bezeichnet wird, immer offensichtlicher. 

 

Es wurde immer klarer, woran Menschen scheitern oder nicht mehr weiterkommen oder die Koordinaten verlieren: „Unsere innere Haltung“! Für mich ist ist Kampfkunst keine Technik, die wir erlernen, es ist ein Werkzeug, mit dem wir uns gestalten, oder an die Oberfläche bringen, was in uns ist. 

 

Auf die Kampfkunst bezogen: Die Haltung des Anfängers muss frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt. Durch Geduld, Bescheidenheit und Vertrauen wird sich im Laufe der folgenden Jahre das richtige Verständnis einstellen. 

 

Die Haltung des Anfängers muss frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt. Keineswegs entspricht das, was der Schüler zu erkennen glaubt, dem, was der Lehrer weiß. Wenn dem Schüler das nötige Vertrauen fehlt, wird sein Erkennen ihn in unüberbrückbare Vorurteile führen. Je länger er in diesen verharrt, desto schwieriger wird der weitere Fortschritt. 

 

Auf der Stufe des Fortgeschrittenen darf keine Form mehr unverstanden nachgeahmt werden. Der Mensch befreit ich aus der Abhängigkeit der Formen und ist in der Lage, sich ihrer zu bedienen. Im selbstverantwortlichen Erwachsenenalter greift der Mensch auf die ihm zur Verfügung stehenden Mittel zurück, um die Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen. Für jene Menschen, die nicht gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen ist es schwierig, das rechte Mittel zur rechten Zeit zu finden. 

 

Schafft ein Mensch diesen Schritt nicht, wird er zum Opfer von Systemen. Sein Denken braucht Schablonen. Seine Meinungen haben keine Wurzeln im eigenen Verständnis, sondern bestehen entweder auf festgefahrenen Vorurteilen, oder richten sich nach dem Stand der letzten Information. 

 

Dadurch verbauen sie sich den Weg zum selbständigen Menschen. Auch der Fortgeschrittene übt noch die äußere Form wie eh und je und dennoch ist es eine andere. Die innere Haltung, die dabei reift ist die Voraussetzung für die Überwindung der Systemabhängikeit. 

 

Die Stufe des Experten, der Unabhängigkeit von jeder begrifflichen Form, denn sie existiert nun in einer anderen Dimension. Dieses Ideal wird vom leibhaftigen Meister durch die Haltung und nie durch die Ratio auf den Schüler (von Herz zu Herz). übertragen. Nur in einer Meister-Schüler-Beziehung, in der die Ichbefangenheit überwunden wird, ist dies möglich. 

 

Die rechte Haltung muss im Schüler selbst entstehen, da sie nicht übertragbar, sondern nur erfahrbar ist. Die Anleitungen dazu sind unsichtbar für den Schüler in den Werkzeugen der Übung versteckt und veranlassen, unbemerkt von diesem, die ständige Korrektur seiner Haltung. 

 

Der Begriff „Transzendenz“ leitet sich vom lateinischen transcedere und meint das Übersteigen der Wirklichkeitsillusion, das heißt das Transzendieren der physikalischen Realität in die Dimensionen der kosmischen Realität. Der Weg des transzendentalen Denkens führt immer über die Logik hinaus und muss im Menschen die Voraussetzungen schaffen, die ihm das intuitive Erfassen der Wirklichkeit ermöglichen. 

 

Vermittelt wird diese Transzendentalerfahrung immer als Ideal (Ewiger Meister), das der leibhaftige Meister durch die Haltung und nie durch die Ratio auf den Schüler überträgt (von Herz zu Herz). Nur in einer Meister-Schüler-Beziehung, in der die Ichbefangenheit überwunden wird, ist dies möglich. 

 

Die rechte Haltung muss im Schüler selbst entstehen, da sie nicht übertragbar, sondern nur erfahrbar ist (Biu Tse). Die Anleitungen dazu sind unsichtbar für den Schüler in den Werkzeugen der Übung versteckt und veranlassen, unbemerkt von diesem, die ständige Korrektur seiner Haltung, oder sie führen bei Nichterkennen zum Scheitern. 

 

Die Erfahrungen meines Kampfkunstlebens und der damit verbundenen TRADITION finden für mich seine Ernte im Wing Tsun Universe (WTU). 

 

Ich bin sehr dankbar für die Gnade, die mein Leben durchzieht und es mir möglich macht auf dieser Karawane zu reisen.

 

GM Alfred Johannes Neudorfer

Gründer Wing Tsun Universe (WTU)